
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
Bildung ist unsere wichtigste Ressource. Sie ist die Grundlage für die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie und die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. In den Schulen und Hochschulen, meine Damen und Herren, entscheidet sich die Zukunft unseres Landes. Und genau deshalb investieren wir 38 Milliarden Euro in den Bildungsbereich, das ist mehr als jeder dritte Euro unseres Landeshaushalts.
Die Bereitstellung dieser öffentlichen Mittel in Rekordhöhe ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Frage nach der Art und Weise, wie die Mittel eingesetzt werden.
Ohne jeden Zweifel hat der Bildungsort Auswirkungen auf die Art zu interagieren, zu arbeiten, zu lehren und zu lernen. Oder wie es der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill treffend auf den Punkt gebracht hat – ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten: „Erst formen wir die Gebäude, und dann formen diese uns.“
Ein scheinbar trivialer Zusammenhang, der beim genaueren Blick auf unsere Bildungslandschaft gar nicht so selbstverständlich erscheint. Dabei belegt eine Vielzahl von Studien, wie stark sich die Lernumgebung auf den Lernprozess auswirkt. Auch neuropsychologische Untersuchungen unterstreichen die Relevanz äußerer Faktoren auf die Wahrnehmung eines Sachverhalts.
Die Realität hingegen ist, dass ein Großteil der Bildungsinfrastruktur in Deutschland im 20. Jahrhundert erdacht und gebaut wurde. Dementsprechend spiegelt sich darin auch das damalige Verständnis von Didaktik und Lernprozessen.
Unsere Hochschulen stehen deshalb vor einer Transformation, die weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. Wir müssen innovative Lern- und Lehrmethoden einführen, die Studierenden aktiv einbeziehen und sie auf die dynamische Arbeitswelt vorbereiten. Digitalisierung und KI-basierte Lernprozesse erfordern neue Ansätze in der Lehre und eine Anpassung der physischen Lernumgebungen an hybride und digitale Formate. Mit unserem Antrag setzen wir genau hier an!
Eine pädagogische Architektur berücksichtigt moderne Lehr- und Lernmethoden: Projektarbeit, wahlweise alleine, zu zweit, in Kleingruppen oder im gesamten Kurs, erfährt beispielsweise durch flexible Raumkonzepte und offene Lernlandschaften eine völlig neue Qualität. Auch Begegnungsflächen, die für den Austausch, das Selbststudium oder zum sportlichen Ausgleich genutzt werden können, steigern die Attraktivität des Lernorts und erhöhen die Verweildauer der Studierenden. Eine solche Lernumgebung wirkt sich auch inspirierend aus, stärkt Teamwork und erhöht die Chance, dass innovative Ideen und Geschäftsmodelle entstehen können. Teile der Hochschule müssen gewissermaßen als Startup-Lab konzipiert werden, um interdisziplinäre und innovative Denkräume zu öffnen.
Viel stärker muss berücksichtigt werden, dass Hochschulen nicht nur Bildungsstätten sind, sondern auch wesentliche Bestandteile unserer Gesellschaft. Dies erfordert eine flexible und pädagogisch durchdachte Architektur, die in enger Abstimmung mit der Kommune erfolgen sollte. Damit werden unsere Lernorte zu lebendigen Zentren unserer Quartiere!
Die anstehenden Investitionen in die Infrastruktur bieten die Chance, innovative und klimaneutrale Lernumgebungen zu schaffen. Mehr als 500 Millionen Euro stellen wir daher zusätzlich im nächsten Jahr für Sanierung und Neubau der Hochschulgebäude zur Verfügung.
Dies alles wird uns gelingen, indem wir sowohl die Hochschulen als auch die Kommunen für dieses wichtige Thema sensibilisieren und sie mit entsprechender Expertise unterstützen. Ob bei den Montag-Stiftungen in Bonn, am neueingerichteten Zentrum für Analyse und Gestaltung von Bildungsräumen an der Universität Siegen, beim BLB oder beim hochschulübergreifenden Kompetenzzentrum Bauen: In NRW haben wir bereits eine breit angelegte Fachexpertise, die es nun systematisch zu nutzen gilt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
den Anstrengungen der Nachkriegsgeneration rund um Konrad Adenauer und Ludwig Erhardt verdanken wir eine leistungsfähige Infrastruktur, die das Wirtschaftswunder und den damit verbundenen Wohlstand erst möglich machte. Etliche Schulen und Hochschulen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg neu gebaut.
Die Zukunftskoalition aus CDU und Grünen ist angetreten, um diese Kraftanstrengung zu wiederholen: Unser Antrag „Campus der Zukunft“ ist der Startschuss für unser Vorhaben. Wir werden die beste Infrastruktur für unsere Studierenden und für unsere Forschenden schaffen – und zwar innovativ, klimaneutral und digital!
Wir machen das, damit unser Land auch in hundert Jahren noch über die drittmeisten Nobelpreisträger weltweit verfügt. Wir machen das, um unsere globale Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren! Und wir machen das, damit es unseren Kindern einmal genau so gut geht wie uns.
Empfehlen Sie uns!